15. August 2013

Mir kötzert, mir kötzert*

* E. Strittmatter: Der Laden.

Ich habe keine Ahnung, warum sich Interviewer der OZ mit der Interviewten ablichten lassen, ahne aber, dass es Verbundenheit zeigen soll und: "Seht her, wen wir alles befragen." - und dabei vergessen, dass die Politbonzen z.Zt. bildlich jeden Grashalm grapschen, um in die Öffentlichkeit zu gelangen.

Die OZ bot der Grünen Göring-Eckardt mit einem Interview ein Podium, um sich reinzuwaschen, ein Interview, das in mir den Würgereflex auslöste:
... In der Regierung von Gerhard Schröder haben Sie die Einführung der Hartz-IV-Gesetze einst vehement befürwortet. Wie passt beides zusammen?
Göring-Eckardt: Es ging damals wie heute um Gerechtigkeit.
Das ist glatt gelogen. Es ging vor allem darum, mit allen Mitteln in D. die Löhne zu drücken. Die Hartz-Gesetze sind zutiefst ungerecht und müssen abgeschafft werden.
Angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen war damals die Frage, wie wir die Leute wieder in den Arbeitsprozess hineinbekommen. Dabei sind einige Dinge sehr gut gelaufen, andere Dinge nicht. Wir haben zum Teil Fehler gemacht, und es sind Situationen eingetreten, die so nicht vorhersehbar waren.
Es gab nur einen Fehler, den, dieses Gesetze zu schaffen und zu verabschieden. Im Übrigen wurde längst nachgewiesen, dass die Hartz-Gesetze kaum dazu beigetragen haben, die Arbeitslosigkeit zu verringern.
Zum Beispiel war ich fest davon überzeugt, dass Minijobs dazu führen werden, Menschen wieder in reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Im Ergebnis sind aber viele reguläre Stellen durch Minijobs ersetzt worden. Inzwischen müssen die Menschen zwei oder drei Jobs annehmen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Das müssen wir jetzt ändern. ...
Ach, niemand hat damals die vorgeblich naive Grünen-Politikerin und all die anderen Bonzen vor der Einführung der Hartz-Gesetze gewarnt, niemand hatte Argumente gegen die Verarmung per Gesetz? Die Politbonzen mussten sich ganz allein quälen, um sich entscheiden zu können?

Alle diese Punkte, es kommen noch einige hinzu, haben die Oberinterviewer - immerhin der Chefredakteur und der Geschäftsführende Redakteur (einer allein konnte das nicht packen) - nicht angesprochen. Offensichtlich denken sie ähnlich wie die Interviewte. Hunderte Einträge aus achteinhalb Jahren lege das nahe.

1 Kommentar:

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